In Deutschland geht man davon aus, dass ein Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren basteln kann - zumindest ein Großteil. Natürlich gibt es Ausnahmen, die einfach nicht talentiert darin sind. So bin ich auch höchstmotiviert in die Nähklasse spaziert, um mit den Mädels Karten nach meinen Vorlagen zu basteln, die man dann gegen Spende in Deutschland verteilen kann.
Spontan einmal Fisch, zwei Kilo Zucker oder zehn Mangos gespendet zu bekommen, klingt auf den ersten Blick sehr verlockend. Auf den zweiten ist es allerdings schwer mit diesen Spenden umzugehen.
Manchmal spürt die Polizei an einem Tag Fischer auf, die ohne Erlaubnis geangelt haben.
In Tansania sieht man viele Frauen, die ihre Babys mit einem bunten Tuch auf ihren Rücken binden und so durch die Gegend tragen.
Die Gemeinschaft der Kinder im Jipe Moyo Center kann ich mit einem Wort beschreiben: Der Hammer (okay genau genommen zwei).
Letzte Woche Donnerstag ging es wieder ins Village. Nach einer guten Stunde Autofahrt über gute Straßen, holprige Wege und mitmiZuckerrohrgeknabber viel Zuckerrohrgeknabber besuchten wir eine Primary School.
Ich habe hier viele Eindrücke und Erfahrungen, bereichernde Momente, schöne Erlebnisse, lerne Menschen anders zu lieben, treffe inspirierende Menschen, lerne ein komplett anderes Leben kennen. Habe aber auch sehr herausfordernde und harte(!) Lektionen fürs Leben, die mich an meine Grenzen bringen. Durch sie lerne ich die Bedeutung von Dankbarkeit, Fürsorge, Familie, Freunde, Ästhetik und Glauben in meinem Leben.
Die Vision des Jipe Moyo Centers ist eine gesunde und starke Gesellschaft, in der die Menschen in Würde und Gleichheit zusammenleben. Das Jipe Moyo schützt die universelle Geltung von Menschen- und Kinderrechten und kämpft für eine Welt, in der sich jeder mit Respekt begegnet.
Die wichtigste Aufgabe ist es, das Bewusstsein für Menschen- und Kinderrechte zu erhöhen, um zu ihrer Erfüllung beizutragen. Menschen werden durch die Arbeit des Centers inspiriert und ermutigt, einen Unterschied zu machen. Als Stimme für die Stimmlosen erreicht das Jipe Moyo Center sofortige und dauerhafte Veränderung.
Auch die Kinder, die traumatische Erlebnisse erfahren mussten und deshalb ins Center kommen, erfahren eine bewundernswerte Veränderung in ihrem Leben. Sie kommen aus aussichtslosen, gewaltsamen und menschenunwürdigen Situationen. Sie sind psychisch und physisch am Ende.
Kinderarbeit
In der Mara-Region werden Kinder als Einkommensquelle gesehen, was zu Kinderarbeit führt. Die UNESCO schätzte, dass in Tansania 25,1% der Kinder im Alter von 5 und 14 Jahren in Kinderarbeit beschäftigt sind.
Extreme Armut und die fehlende Fürsorge der Eltern, ihre Kinder zu ernähren und sich um sie zu kümmern, sind die Hauptgründe für die Ausbeutung von Kindern. In der Region Mara wird Kinderarbeit vor allem im Bergbau- und Fischereisektor gefunden, wo Kinder gefährlichen, unangenehmen und körperlich anspruchsvollen Arbeiten ausgesetzt sind.
Ebenso im häuslichen Arbeitsbereich ist die Kinderarbeit sehr hoch, da sie als Beitrag zum Familieneinkommen und als Vorbereitung der Mädchen für ihr Eheleben dient. In vielen Fällen wird die häusliche Arbeit zu einem 24-Stunden-Job, in dem die Kinder auf ewigen Abruf leben, ohne auch nur eine Minute zu ruhen. Hausangestellte werden ihrer Freiheit beraubt, als Eigentum ihrer Arbeitgeber gesehen und erhalten viel zu wenig oder nichts.
Darüber hinaus ist die häusliche Arbeit eng mit Kinderhandel verbunden. Kinder werden von ihren Familien getrennt und an weit entfernte Orte gebracht, um als Hausangestellte zu arbeiten. Sie verlieren jede Verbindung zu ihrer Heimat, was es ihnen unmöglich macht, zurückzukehren. Ohne jede Form des Schutzes werden die hilflosen Kinder mit all ihren Nöten alleine gelassen.
Viele Kinder, die in häusliche Arbeit involviert sind, wurden nie über ihre Rechte aufgeklärt und wissen nicht, dass ihr Leben nicht so sein sollte. Sie denken, das würde erwartet werden und die Angst, bestraft zu werden, verhindert, dass sie entkommen. Außerdem fehlt ihnen der Zugang zu Bildung, weshalb sie noch abhängiger von ihren Arbeitgebern werden.
Eine Flucht führt dann zur Existenz als Straßenkindern. Die Gewalt nimmt kein Ende und sie müssen sich ganz alleine durch das Leben kämpfen. So fühlen sie sich gezwungen auch an illegalen Arbeiten teilzunehmen, um einen Ausweg zu finden.
Sexuelle kommerzielle Ausbeutung von Kindern
In der Mara-Region ist die Ausübung sexueller Gewalt gegen Kinder und speziell gegen Mädchen sehr hoch. Das visualisiert erneut die Respektlosigkeit gegengegenüber ihres Willens und ihrer Rechte.
Weibliche Genitalverstümmelung (FGM):
Um das Jipe Moyo Center besser verstehen zu können, muss man ein wenig hinter die Kulissen in der Mara Region blicken.
Vor allem in den ländlichen Bereichen gibt es viele ungerechte Traditionen, die vor allem Frauen, in verschiedenen Formen unterdrücken. Diesen menschenrechtsverletzenden Bräuchen hat das Jipe Moyo Center den Kampf angesagt!
In Tansania gibt es sehr viele herzliche und freundliche Menschen. Deshalb fühle ich mich hier wohl und freue mich, das afrikanische Temperament und den Lifestyle besser kennenzulernen. Viele Frauen haben eine enorme Ausstrahlung und sprühen vor Lebenslust. Sie tanzen gerne und begeistern mit ihrer Fröhlichkeit.
Jap, die Sisters haben gestern sogar in ihren Sisteroutfits Aerobic am Boden im Wohnzimmer gemacht und sich gegenseitig ausgelacht :D .
Letzte Woche habe ich Martin und zwei weitere Mitarbeiter ins Dorf begleitet. Zuerst haben wir eine Primary School besucht. Dort haben die 'Grundschüler' des Children Rights Clubs ihr Ergebnisse der vergangenen Woche präsentiert. Durch Gesang und Tanz versuchen sie, die Menschenrechte ihren Mitschülern weiterzuvermitteln.
Dass die Menschenrechte eingehalten und verbreitet werden, hat oberste Priorität im Center. Vor allem Sister Annunciata (Hammer Frau) und Martin (sieht ein bisschen aus wie Mr Moseby von Hotel Zack & Cody) setzen sich konkret für deren Verbreitung ein.
Ich bin nun seit einer Woche im Jipe Moyo Center und ich habe das Gefühl, dass ich hier sehe, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Das Jipe Moyo Center ist für die Kinder ein Ort, wo sie Zuflucht finden und sich in Sicherheit wissen können. Hier wird ihnen keine Gewalt angetan und sie bekommen zu Essen und zu Trinken. Außerdem wird ihnen ermöglicht, in die Schule zu gehen und sie bekommen medizinische Versorgung.
Ebenso wichtig ist für die Kinder die Gemeinschaft, das Miteinander und zusammen Lachen. Man kann wirklich von einer Familie sprechen, in der sich die Kinder respektiert und geborgen fühlen können. Es ist schön zu sehen, wie herzlich und freundlich hier miteinander umgegangen wird und wie viel Spaß die 54 Mädchen und 10 Jungen an einfachen Dingen wie Singen, Tanzen und Zusammensein haben können.
Meine Ankuft in Musoma war überwältigend - so viele Eindrücke auf einmal. Als die Kinder die Landung meines Flugzeugs sahen, rannten sie anscheinend vom Center zum Flughafen. Dementsprechend wurde ich auch begrüßt - von allen Seiten Umarmungen und “Karibu“ 's (Willkommen - Suaheli). Das Leben sprüht hier im Jipe Moyo Center förmlich. Lachen und Tanzen scheint eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu sein, sobald die Kinder erst einmal richtig im Center angekommen sind.
Bunte Tücher hängen an Wäscheleinen und flattern im Wind. Befestigt sind sie an kleinen Häuschen. Viele sehen stabil, aber einfach gebaut aus. Bei Einzelnen allerdings denkt man, die Bewohner der kleinen Dörfer hätten versucht, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Materialien, Wohnplätze zu schaffen. Bei diesen fragt man sich, wie sie die Regenzeit im März/ April überstehen können. Die heruntergekommenen Dörfer stehen im starken Kontrast zu den schönen Hotels. Am Straßenrand (Achtung Linksverkehr!) sieht man oft kleine “Shops“ oder Obststände sowie freilaufende Hunde, Katzen, Hühner und Kühe. Auf den Straßen und zwischen den Häusern spielen Kinder und tummeln sich viele Menschen.
Gestern schloss ich mich Ali, einem Mitarbeiter meines Hotels und zugleich Bewohner eines solchen Dorfes, bei seiner Joggingrunde am Strand an. Während der Regenzeit, arbeitet er mit seinem Vater als Fischer in einem kleinen Boot. Außerdem erzählte er mir, dass sich die Menschen hier alle gegenseitig helfen und respektieren, egal welcher Religion sie angehören. Ihm gefällt es, auf der Insel zu wohnen.
